EDIT: Danke für Euren Feedback via Mail und Insta und überhaupt!
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Hallo, darf ich mich kurz vorstellen: Ich bin Generation Vollgas.
Ich bin die Ausländerin, die mit Hartz4 und Bafög ihre Schule und ihren Studium geschafft hat.
Mehr dazu bitte hier lesen:https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/2107372-eine-geschichte-von-unten
Ich bin die Frau, die vor sehr, sehr langer Zeit angefangen hat zu forschen, zu bloggen, zu schreiben und nebenher trotzdem noch mindestens einen Job hatte.
Ich bin die Frau, der man erzählt hat, dass Vereinbarkeit kein Problem ist.
Ich bin Generation Vollgas, die mit einem regulären Job noch ein Doktorat anstrebt.
Ich bin die, bei der so viele Leute mit den Augen rollen, dass der Raum regelrecht laut wird: Da ist sie wieder, die große Klappe, die will Veränderung, die bringt hier Unruhe rein.
Ich bin laut, weil es bislang meinen Arsch gerettet hat. Als ich überfallen wurde, war ich laut, und so wurde ich des einen Nachts nicht vergewaltigt.
Ich war laut, als ein Vorgesetzter mich diskriminiert hat, auch wenn ich den Job verloren habe.
Ich bin laut, und es ist gut so.
Nur – alle diese Sätze fangen mit “ich” an, dabei treffen sie den Ton und den Zustand einer ganzen Generation. Einer Generation, die zwar Vollgas gibt, aber keine Kraft mehr hat, laut zu sein. Deren Kinder nun nicht mehr Freitags auf Demos gehen, sondern lieber lernen sollen, damit sie sich ins kapitalistische System integrieren.
Viele, die den Aufstieg in die gehobene Mittelschicht geschafft haben, sind Generation Vollgas und einen Hauch vom Absturz entfernt. Krebs, Übergewicht, Herzprobleme, von Burnout ganz zu schweigen.
Wenn ich mich umsehe, sind alle irgendwie unzufrieden, oder versuchen genau das nicht zu sein, aber dann sehr krampfhaft, durch Ablenkung im Alltag oder durch das ewige Mantra: Mir reicht das so.
Generation Vollgas hat nun die Möglichkeit, die errungenen Privilegien nicht nur zu horten, sondern zu verteilen – wer Geld hat, kann spenden, wer Zeit hat, kann sich engagieren, wer LAUT ist, kann in die Politik gehen.
Die ewige Frage nach dem Sinn des Tuns, nicht des Lebens, ich habe sie für mich beantwortet: Veränderung.
Generation Vollgas kann auch leise. Die Frage ist nur: Soll sie das?
Mal so, mal so. Mal laut, mal leise, mal Zimmerlautstärke.
Ich tue mich mit Pauschalaussagen schwer. Ich übe mein Urteilsvermögen, wann welche Haltung angebracht ist, das spart jedenfalls Kräfte.
Generation Vollgas lässt sich aber gerade verarschen… schau Dir die Gesetzgebung an, schau Dir das soziale Gefälle an, und keiner denkt darüber nach oder vlt doch nur darüber, dass man in 20 Jahren abschmiert, sozial vor allem; und wer tut was??
Darum geht es doch. Wir haben als Frauen eh einen schweren Stand, aber es holt alle ein, und was tun wir. Was tun wir?
You cannot pour from an empty cup, but who the fuck took my cup away??