Mein Gott, es ist soweit – die Sucht hat gesiegt!
Ich bin heute tatsächlich zu spät gekommen, weil ich unbedingt eine Probe heute, im Laufe des Tages, genüsslich austesten wollte. Aus meinem Pröbchenkasten fischte ich diverse Sachen heraus, die ich aber wieder hineintat. Nein – es sollte heute fruchtig werden. Pfirsich. Was Süsses und Leckeres, weil es draussen regent, weil es kalt ist und generell der potentielle Schokoladenkonsum steigt. Wenn ich bloss Schokolade hätte!
Statt dessen gibt es Erdbeeren zum Frühstück und – eine Nacht in Zellophan.
Zellophan gehört zu den wildesten Materialien überhaupt – es hat diesen süsslichen einzigartigen Geruch, den ich immer mit dem knisternden Geräusch verbinde. Generell finde ich Geschenke, die in Zellophan verpackt sind, absolut spiessig und hässlich. Mache ich trotzdem ab und an, gerade bei Kosmetikprodukten weil sie sich generell mit ihren edlen Verpackungen besser präsentieren lassen.
Und natürlich wenn mir nix mehr einfällt – nach dem Motto: Wenn das Geschenk nix ist, dann wenigstens die Verpackung! Pompös!
Heute riecht Zellophan gar nicht mehr so stark süsslich und “spitz”. Der Duft von Serge Lutens, ein blumiger-fruchtiger-frischer und gefälliger Duft, soll eine Remineszenz an ein Geschenk sein, das in Zellophan verpackt wird – früher hat man auch Blumensträusse gerne in Zellophan eingepackt.
Packen wir den Blumenstrauss also aus – eine Wolke Pfirsichsaft fliesst entgegen, gepaart mit moschusgetränkten weissen Blüten wie Jasmin, allerdings in einer sanften und weichen Form, nicht aggressiv schwülstig wie man es von A La Nuit kennt.
Nach satten anderthalb Stunden (!) kommt der Osmanthus in der Herznote zum Vorschein und lugt aus der Zellophanverpackung raus. Mag ich normalerweise nicht, aber hier wird der frische, weisse, “frisch-gewaschen” Duft durch den Jasmin, ein Hauch Rose und Moschus in Zaum gehalten. Übrieg belibt vom Osmanthus ein spritzer Zitrone, und jede Menge diffuse Blüten.
Die Haltbarkeit ist gut, der Duft verfliegt aber überraschend schnell, was aber auch an der Blümchen-Komposition liegen mag, die Serge Lutens Düfte sind sonst wesentlich hatltbarer.
Insgesamt ist das ein schöner und gelungener Duft, der sich toll für eine Hochzeit eigent. Leider oder auch “zum Glück!” entbehrt er die Kantigkeit und Verschrobenheit anderer Serge Lutens Düfte. Es wäre auf alle Fälle ein guter und gefälliger Duft für alle Serge Luetens Fans, und auch ein schönes, hochwertiges Geschenk.
Da viele sagen, der Duft wäre eine Mainstream-Komposition: Ja – aber einfach nur weil er gefällig ist. An der Qualität gibt es nichts auszusetzen.
Preis: 50 ml Eau de Parfum für 78 Euro.
Schön, aber kein Haben-Muss für mich – ich schwärme stattdessen für GIVENCHY Le De. Testbericht kommt!
uuuah, das ist wieder typisch serge lutens. wenn es etwas gibt, womit ich inzwischen das wort hassliebe verbinde, dann sind es sl-düfte! nachdem ich mir vor zwei wochen endlich den ersten wirklichen flakon gegönnt habe (serge noir, der “tanz auf gräbern”), muss ich sagen, die düfte sind so extrem edgy, das gibt es gar nicht. allein die vorstellung, eine duftassoziation zu provozieren, die an zellophan erinnert! das zeugs, was sich so eklig anfühlt, wo ich vom knistern allein schon eine ekelgänsehaut bekomme und was ständig aufgeladen ist… das bringt nur serge lutens. ich finde, seine düfte sind immer kurz vor schweiß-, urin-, metall- oder krankenhausgerüchen und doch der wahre himmel. sie sind lebendig, sie haben seele, macht und launen! falsch angewendet, denn zickig sind sie auch noch, kommt genau das übelste in ihnen zum vorschein. es geht doch nichts darüber, den liebsten mit dem NEUEN duft bezirzen zu wollen, den man auf dem NEUEN blüschen an einem schönen sommertag trägt und festzustellen, dass man nach altem schweiß riecht….frischgeduscht, wohlgemerkt. ist einem der duft dann wohlgesonnen, ist er göttliches manna. wie macht lutens das? wieso bleibt mir ein duft absolut im gedächtnis, den ich selber mit den worten “karotte-pferdeschweiß-faulige erde” charakterisiert habe, iris silver mist??
ich bin sehr gespannt auf diesen angeblichen mainstream duft. kann mir nicht vorstellen, dass er nicht auch irgendein magisches hintertürchen, eine kleine subtile olfaktorische falle aufweist.
Ich schwöre es – da ist Zellophan drin. Und zwar nacht der Herznote, quasi nach 3/5. Nach knapp 1h 40 min. Der Zellophan bleibt – es ist jetzt Mitternacht gelich, gesprüht habe ich es um 8:30.