Ich habe die letzten tage ein sehr interessantes Mailing bekommen von der Thierry Mugler Pressestelle. Die Make-up Kollektion ist mittlerweile auch beim türkisen Riesen online erhältlich zu gepfefferten Preisen und machte mich neugierig – weil es teuer ist und auch noch aus einem ganz anderen Grund.
Ich hatte überlegt, dass die “Heldin der Arbeit”, so die Überschrift, demnächst etwas öfter im Mittelpunkt meines Blogs stehen wird. Neben dem Thema Beauty ist die Stellung der Frau in der Gesellschaft für die Leserschaft sehr gerne gesehen, so mein persönlicher Eindruck. Und genau das nutzt auch die Marke Thierry Mugler mit dem Konzept der starken Frau (mit der Womanity Plattform). Die Make-up Produkte haben scheinbar einen metallischen Finish innen und außen – metallischer Schimmer dominiert. Die Frau in Rüstung? Was ist “unsere Rüstung” heutzutage?
So kam ich über diese Pressemitteilung ins Grübeln – was ist eigentlich meine Rüstung? Eine gelangweilte Miene? Mein Chanel Lippenstift auf dem Schreibtisch? Der Blazer, der mir einen offiziellen Anstrich verleiht? Die “ich bin so busy” Uhr? Alles zusammen genommen und doch nichts davon.
Ihr kennt das doch sicher – man steht an der Ampel und kriegt schlechte Laune. Da fährt die junge, wohlhabende “Hausfrau” in die Stadt zum shoppen in einer 120.000 Euro Karosse an einem vorbei. Die Nachbarn sind dieses Jahr zum dritten mal im Urlaub, die Freunde mal wieder auf den Malediven. Natürlich ist das eine begrenzte Weltsicht, aber wenn man schlechte Laune hat und diese auch pflegen möchte, ist der Vergleich mit jemand anders immer das beste Mittel, sich selbst herunter zu putzen.
Da wäre es besser, sich seiner unsichtbaren Rüstung gewiß zu sein. Also – ich habe überlegt… und überlegt… und überlegt.
Und siehe da, meine Rüstung lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Selbstbestimmung. DAS ist Luxus!
Aber sind dir Frau in der 120.000 € Karosse und die Nachbarn nicht auch selbstbestimmt?
Das weiss ich nicht @Jana – es geht ja um das subjektive Gefühl wenn man denkt die Welt ist ungerecht. Die Rüstung als Selbstschutz zum einen, aber auch als Baustein seines Selbst-Bewusst-Seins.
nö, ich kenne das nicht und es interessiert mich auch nicht. was andere “haben” oder “nicht haben” ist für mein wohlbefinden nicht relevant, es sei denn, sie “wissen” etwas, was ich auch gern wüßte oder “können” etwas, was ich auch gern können würde. also eher auf der seins-als habens-seite zu verorten und dann ein positiver anreiz oder ein grund zur kommunikation. warum soll ich mich an anderen messen und dann noch an so kontingenten äußerlichkeiten? vielleicht ist die, die ich als hausfrau einstufe promovierte (hausfrau) und hat sich die karre vom ersten gehalt gekauft. oder sie ist nutte und dafür anschaffen gegangen? oder sie fährt den wagen für den herzkranken opa zum tüv. ist doch latte, live and let live.
bislang fand ich es in meinen jobs auch in der obersten etage müßig, nach irgendwas aussehen zu wollen (und müssen MUSS man das nicht, sondern man denkt es zu müssen, meine ich, abgesehen von kleiderordnungen natürlich und auch in solchen arbeitsverhältnissen musste ich mich schon bewegen, die frage ist, was man daraus macht)
oder einem klischee entsprechen zu wollen à la “toughe businessfrau” (das wollen macht die sache dann allerdings anstrengend, entweder man hat das oder man hat das nicht, sich dazu nen coolen blazer umzuhängen wirkt nach verkleidung, wenns substanzlos ist).
von daher: rüstung? nö. ist mir zu starr und zu unbeweglich. lieber mit spaß das tun, was man will und dabei um seine eigenheit wissen. in dem wort selbstbewußtsein steckt nicht umsonst das suffix SEIN mit drin.
in dem sinne auch keinen thierry mugler, sondern vielleicht doch eher einen nonchalanten serge lutens.
Das sind wiederum Dinge die MICH nicht interessieren weil ich nicht das Gefühl habe in dem Bereich ein Manko zu haben. Ich habe halt kein dickes Auto – alles andere habe ich. Und natürlich vergleicht man sich in den Dingen die man nicht hat, klaro 🙂 Andere schneiden mir gegeneüber auch schelcht ab und ich könnte es mir gar nicht vorstellen wenn man es mir nicht sagen würde.
Ich finde Rüstung ist auch Struktur und Kontur. Hast Du einen besseren Vorschlag – mir fiel das ehrlich gesagt nur wegen dem Metall ein. Meine symbolische Rüstung finde ich sehr gut – ich kann tun was ich will, gehen wohin ich will. Diese Erkenntnis ist auch die, dass man viel erreicht hat. Finde ich zudem legitim sich der gängigen Symbole im Job zu bedienen… es funktioniert einfach.
Apple Rechner, Montblanc Kugelschreiber usw. Tja – wir sind so oberflächlich 🙂
Ich dachte spontan an das Wort Rüstzeug. Das hat bei mir mit den genannten Statussymbolen gar nichts zu tun, weder Auto, Uhr oder Malediven interessieren mich. Aber ich denke, jeder hat so seine “wunden Punkte” bei denen er/sie anfällig ist, wenn man traurig oder schlecht gelaunt ist.
Selbst-bewusst-sein, Selbstbestimmung, Empathie für andere, Leidenschaft für meine Tätigkeiten und Liebe im weitesten Sinn gehören zu meinem Rüstzeug durch das Leben. Meine beste “Waffe” ist bei mir aber meine Phantasie. Und mein Rüstzeug stellt sich auch immer wieder anders zusammen, je älter ich werde.
Ich freue mich schon auf deine Beiträge zur Heldin der Arbeit 🙂
Niemand auf diesem Planeten ist so selbstsicher oder selbstbewußt, daß er nicht hin und wieder schlechte Laune hat, deprimiert ist etc. pp. Es ist immer so, daß die temporäre Frustration sich gegen uns selbst richtet. Dann hilft nicht zu WISSEN, daß man klug, jung, erfolgreich oder sonstiges ist. Das einzige was man weißt ist die Tatsache, daß diser Zustand vorbeigeht. Daher sehe ich die Selbstbestimmung als wahren Luxus an.
hm, ich habe keinen apple, aber montblancs und fühle mich gemüßigt, dazu noch was zu schreiben.
ich weiß auch, das ich intellektuell ‘was’ erreicht habe. haben, wieder das haben im sinne eines vermögens/könnens. mir geht es aber nicht um das haben, sondern ich möchte belesener sein, intellektueller sein. das sind dinge, dich ich nur in mir und durch mich finde. nenn es selbst-referentielle qualitäten.
wenn ich mir dann anhöre, wie locker ein guter professor das häuflein wissen, was ich mir gerade mühselig angearbeitet habe, in zwei sätzen in den kontext zu zehn anderen gebieten setzt, dann weiß ich, dass da immer noch mehr geht. das heißt nicht, ich fühle mich da mickrig, sondern nur noch nicht da, wo ich sein will. es ist ein ansporn, kein kleinmachen.
dinge sind dinge sind dinge. ich kaufe mir die nicht, um etwas darzustellen, sondern nur, weil ich sie hübsch finde. wenn sie morgen allesamt weg sind – gut, dann ist halt das spielzeug weg.
wie jana sagte, die frau in der xxx euro karosse (geleast? gekauft? geschenkt bekommen? gewonnen? zahlt sie die raten? kann sie sprit/steuern bezahlen, und auch wenn ja, who cares) könnte auch selbstbestimmt sein und ist es wahrscheinlich auch, das ist nun nicht soo die kunst, auch für eine ‘hausfrau’ nicht (definiere hausfrau und das, was dir daran nicht gefällt – oder gönnst du der fiktiven dame das “haben” nicht, weil es unverdient erscheint?). und – noch wichtiger
sie hat nicht mein leben, die arme. sie hat nicht meine hunde und nicht mein pferd und nix. also, um was soll ich sie beneiden?
sich schützen – warum? im job???? wenn er nicht das richtige ist, dann geht man. wenn nicht – warum?
meine idee ist rüstZEUG? im sinne von dingen/voraussetzungen, die man dir/du dir mit auf den weg gegeben hast? oder einfach nur ICH? ich bin xx (setz das ein, was ehrlich/wichtig/wahrhaftig ist)
RÜSTZEUG! Einverstanden. Nehmen wir Rüstzeug (Zeug is ein wenig diminutiv aber okay, Rüstzeug). Derweil rüste ich mit meinem zeug in eine Besprechung – we shall see was Rüstzeug bringt, wenn ich meine Rüstung woanders lasse 😉
Andreea, auch wenn ich nachvollziehen kann, was Du schreibst, weil ich den Vergleich (egal ob auf Sein- oder Haben-Ebene) mit anderen Menschen für etwas zutiefst Menschlisches halte: Schau’ mal in die Gesichter dieser Leute, die sehen oft kein Stück zufriedener oder glücklicher aus, trotz all des materiellen Luxus um sie herum.
Bestes Beispiel: In der Großstadt um die Ecke gibt’s ein Luxuskaufhaus, dort gehe ich manchmal hin, wenn ich sowieso gerade vor Ort bin, weil man da die besten Macarons bekommt. Guckt man sich dann mal so um, fällt einem oft auf, wie unzufrieden und gelangweilt oft gerade diejenigen dreinblicken, denen es doch augenscheinlich rein äußerlich sehr gut geht. Eine bösartige kleine Stimme in mir sagt nun: “Das könnte aber auch am übermäßigen Gebrauch von Botox liegen!”. Aber wenn ich diese Stimme ignoriere, komme ich zu dem Schluss, dass solche Menschen auf anderer Ebene wohl ziemlich arm sind. Denn arm ist, wer viel hat, aber nichts richtig wertschätzen oder sich darüber freuen kann.
Auf die Frage mit der Rüstung fällt mir spontan keine Antwort ein.
@Aorta, eben arm ist derjenige, der das was er hat nicht zu schätzen weißt. Es hängt nicht unbedingt vom materiellen Status ab.
@Dotti woher weißt Du dass die besagte Frau Dich um Dein Leben beneidet ????, vielleicht ist sie mit ihrem sehr zufrieden. Es liegt wie immer im Auge des Betrachters, halt eine Perspektivenfrage. Allerdings bin ich Deiner Meinung, wenn es um intelektuellen Ansporn geht. Ich persönlich bin ehrgeizig und möchte aus mir das Maximale rausholen. Einige beneiden mich jetzt schon ;-). Warum ???? Möchte ich hier nicht so öffentlich erklären.
ich stimme aorta zu! lifestyle und status sind doch schall und rauch. was macht denn dein leben lebenswert? schau den menschen in die augen und es tun sich abgründe auf. meist sieht man nur hass, langeweile, sinnlosigkeit. diese menschen haben es nicht besser, sondern schlechter – so absurd das klingt, sie sind durch ihr eigenes dasein schon genug bestraft. es geht nicht um das sammeln von dingen, von wissen, anderen etwas zu beweisen. sondern ums SEIN. ist den meisten menschen aber zu anstrengend, deshalb füllen sie lieber eine rolle aus, als zu sein. deswegen sind wir auch umgeben von powerfrauen, vegetariern, tierschützern, nazis, esoterikern. alles wege sich nicht mit dem eigenen sein zu beschäftigen. oder wie pispers es mal so schön ausgedrückt hat: “ich bin druch mein kleines bisschen menschsein schon so ausgelastet, zum deutschsein komm ich ganz selten” gleiches gilt fürs powerfrausein, vegetariersein etc.
Kaddi – sehr schön! ich beklage mich nicht über mein leben weil ich weiss das es mir sehr gut geht. aber wenn ich schlechte laune habe, dann sehe ich was ch NICHT habe und das ist (gott sei dank! was für ein luxus!!) dann nicht soziales umfeld, liebe oder bildung sondern schnöde ein auto und zwei wochen urlaub. also geld. ich habe sonst doch alles, das weiss ich!
ich habe auch genug leute um mich herum die mir beweisen dass geld etc nicht alles ist. ich SEHE es aber hier geht es ja nicht um ratio – die funktioniert ja ganz häufig nicht. (zumindest nicht morgens früh, da will ich schlechte laube haben).
ja, ich wollte auch gar nicht an die ratio appellieren. letztendlich sind rationale einsichten eben nicht ausschlaggebend für unser lebensgefühl sondern emotionale. und die muss man sich leider erarbeiten, “erleben” sozusagen.
@m: nein, nein, nein, ich will gar nicht beneidet werden – andersherum: ich beneide niemanden, weil ich mit meinem leben zufrieden bin. ich möchte kein anderes und ich bin heilfroh, über das, was mir in meinem leben beschieden ist. ich geh nicht davon aus, dass mich jemand um mein leben beneidet – weil ich das halt auch nicht bei anderen tu. ich freu mich, dass mein leben so ist, wie es ist und das fällt mir auch manchmal ein.
freude. einfach freude.
ich hoffe, du liest diesen kommentar noch ♥
@Dotti – …
@liebe Dotti ich behaupte kühn, daß Du ohne es zu wissen doch manchmal beneidet wirst, ein kleines bisschen, ein klitzekleines ;-), es liegt einfach in der Natur der Menschen Neid zu empfinden. Das entscheidene ist wie man damit umgeht, spornt es mich an mehr aus meinem Leben herauszuholen oder verfalle ich dem negativen Aspekt des Neides völlig ?? Es gibt nichts beseres als sagen zu können: ich bin glücklich 😉 das tue ich auch. Das Glückgefühl hängt wahrlich nicht unbedingt von materiellen Dingen ab aber das wissen wir alle hier 😉
@M – und ich ergänze: Ab und an auch anneidest, auch wenn D. so tut als sei ihr das alles fremd. Ja, es ist menschlich, allzu menschlich! Also, ich finde es auch nicht schlimm, solange dass eben nicht in Mißgunst ausartet. Und man ist nicht immer glücklich schon alleine weil man es manchmal nicht sehen kann. Betriebsblindheit quasi;-)
@andreea: recht hast du, siehe erstes posting dazu. ich finde es nur schlimm, wenn man menschen um autos, häuser, oder xyz… materielle güter beneiden muss. das – meine ich – ist mir fremd. ‘s gibt immer einen der/die mehr hat. aber mehr von was?
manchen leuten gönne ich nix, noch nicht mal die butter aufm brot oder einen fröhlichen tag (den schonmal gar nicht). aber nicht, weil sie das 120.000 euro auto haben, sondern weil ich sie persönlich und grundsätzlich nicht leiden kann.
klar hätte ich manchmal gern so viel geld/häuser/handtaschen/personal fitness trainer wie och keine ahnung, die klum oder madonna vielleicht, aber dafür mit ihr tauschen? im leben nicht, nicht einen tag. noch nicht mal das leben mitleben. dafür ist es nicht wichtig genug. und ich würde deren geld sofort auf ein bestimmtes spendenkonto überweisen (nein, nicht mein eigenes).
dann schon eher mit derrida tauschen. aber halt, der ist tot 😉